Die Aria aus Anna Magdalena Bachs Notenbüchlein von 1725
Das 26. Musikstück im Notenbüchlein von Anna Magdalena Bach aus dem Jahr 1725 ist eine Aria, die bis auf wenige Kleinigkeiten mit der Aria aus den Goldberg-Variationen BWV 988 identisch ist. Das Autograph können Sie oben sehen.

Goldberg Variationen – BWV 988
Clavier Ubung
bestehend
in einer
ARIA
mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal
mit 2 Manualen.
Denen Liebhabern zur Gemüths-
Ergetzung verfertiget von
Johann Sebastian Bach
Königl. Pohl. u. Churf. Saechs. Hof-Compositeur,
Capellmeister, u. Directore
Chori Musici in Leipzig.
Werkinformationen
Das genaue Entstehungsdatum des Werkes ist nicht bekannt. Es wurde auf Veranlassung Bachs im Herbst 1741 von Balthasar Schmid (1705–1749) in Nürnberg mit der Benennung Clavier Ubung bestehend in einer ARIA mit verschiedenen Verænderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen erstmals gestochen und herausgegeben.
Das Autograph gilt als verloren. Die Aria ist der einzige Satz des Werkes, von dem es eine frühere, autographe Fassung gibt, welche nur marginal von der gedruckten Aria abweicht.
Der italienische Name Aria meint in diesem Falle nicht etwa eine stilisierte Opernarie, sondern einen Typ von Instrumentalsatz, wie er im italienischen und deutschen Barock verschiedentlich als Thema für Instrumentalvariationen verwendet wurde.
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 4
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 9
Der heute oftmals gebräuchliche Name Goldberg-Variationen (auch Goldberg’sche Variationen) entstand erst im 19. Jahrhundert.
In der 1802 von Johann Nikolaus Forkel veröffentlichten Biographie Johann Sebastian Bachs Leben Kunst
und Kunstwerke. Für patriotische Verehrer echter musikalischer Kunst wurde diese Benennung erstmals gewählt.
Sie basiert auf einer Anekdote über den Grafen Hermann Carl von Keyserling und seinen persönlichen Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg, der ein sehr begabter Schüler von Wilhelm Friedemann Bach und Johann Sebastian Bach war und dieses Werk als Inhalt nächtlicher Rezitale zur Ermunterung des Grafen verwenden sollte.
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 15
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 18
Forkel schreibt in seiner Bach-Biographie von 1802:
„Dieses Modell, nach welchem alle Variationen gemacht werden sollten, obgleich aus begreiflichen Ursachen noch keine einzige darnach gemacht worden ist, haben wir der Veranlassung des ehemaligen Russischen Gesandten am Chursächs. Hofe, des Grafen Kaiserling [sic!] zu danken, welcher sich oft in Leipzig aufhielt, und den schon genannten Goldberg mit dahin brachte, um ihn von Bach in der Musik unterrichten zulassen.“
„Einst äußerte der Graf gegen Bach, daß er gern einige Clavierstücke für seinen Goldberg haben möchte, die so sanften und etwas muntern Charakters wären, daß er dadurch in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert werden könnte.“
„Der Graf nannte es hernach nur seine Variationen.“
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 22 – 1. Hälfte
Goldberg Variationen, BWV 988, Variatio 22 – 2. Hälfte
Weiter heißt es:
„Der Graf machte ihm ein Geschenk mit einem goldenen Becher, welcher mit 100 Louisd‘or angefüllt war. Allein ihr Kunstwerk ist dennoch, wenn das Geschenk auch tausend Mahl größer gewesen wäre, damit noch nicht bezahlt.“
Zwei interessante Argumente stellen die Richtigkeit des Berichts jedoch infrage: Einerseits haben die Drucke dieser Clavier Ubung (auch Clavir Ubung, Clavier-Übung oder Clavierübung) keine Widmung, wie etwa eine offizielle Hommage an Keyserling.
Andererseits ist es heutzutage schwer nachvollziehbar, dass es dem damals recht jungen Johann Gottlieb Goldberg, der am 14. März 1740 erst 13 Jahre alt wurde, möglich gewesen sein soll, den Notentext, wenn auch auf zwei Manualen, passabel zu deklamieren.
Ein besonderes Talent, diszipliniertes Lernen und ein ausgeprägtes Bewusstsein für Musik im Zusammenhang mit dem damaligen Zeitgeist machen den Gedanken wiederum vorstellbar.
Möglicherweise hat Forkel einen späteren, romantischen Kunstbegriff des beginnenden 19. Jahrhunderts auf Bachs Motive und die Kunstauffassung seiner Epoche angewendet.
Vorstellbar wäre, dass dem Grafen, der ein Freund und Förderer Bachs war, ein Exemplar der bereits gedruckten Komposition überreicht wurde, die ursprünglich zu anderen Zwecken als der Ermunterung eben desselben gedacht war, denn 1742 reiste J. S. Bach gemeinsam mit seinem Vetter und Sekretär Johann Elias Bach nach Dresden und wurde von Keyserling beherbergt.
Forkels Präsumtion, die Komposition sei grundsätzlich als vierter Teil der vorgegangenen Clavierübungen geplant worden, konvergiert mit der derzeitigen Auffassung darüber.
Es kann zwar nicht unbestritten postuliert werden, dass dieses Werk Teil vier darstellt, denn der Druck der Clavier Ubung von 1741 wurde, anders als Teil zwei und drei und genauso wie die 1731 veröffentlichte Clavier Ubung, nicht in die laufende Nummerierung Bachs aufgenommen.
Auffallend ähnliche, sich nur teilweise in der Rechtschreibung und kaum in den Formulierungen unterscheidende Titelblätter lassen die Zusammengehörigkeit sämtlicher Clavierübungen jedoch offensichtlich erscheinen.
Emanuel Melchior ist bekannt für sein tiefes Einfühlungsvermögen und seine leidenschaftliche Herangehensweise an Bachs Musik und hat einen Großteil seiner Karriere dem Studium und der Aufführung der Werke des Barockmeisters gewidmet.
Emanuel Melchiors Interpretation der „Goldberg-Variationen“ wurde in einer Umgebung aufgenommen, die die Wärme und Klarheit seiner Darbietung einfängt. Sie zeichnet sich durch ihre akribische Liebe zum Detail und ihre Ausdruckstiefe aus.
Jede Variation hat einen eigenen Charakter und spiegelt das Engagement des Pianisten wider, die emotionalen und strukturellen Feinheiten von Bachs Werk zu vermitteln. Von der heiteren Eröffnungsarie bis zur schillernden Komplexität der Schlussvariationen führt Emanuel Melchior die Zuhörer auf eine transformative musikalische Reise.
Die aktuelle CD-Produktion
Seine neue CD ist ein Zeugnis seiner außergewöhnlichen Kunstfertigkeit und tiefen Liebe zu Bachs Kompositionen.
„In der Musik hat Gott den Menschen die Erinnerung an das verlorene Paradies hinterlassen.“
Hildegard von Bingen